Zuhören darf im Amateurfunk jeder, der gesamte Amateurfunk ist per Gesetz öffentlich und für jedermann zugänglich und kann zum Beispiel mit einem Weltempfänger oder einem Funk-Scanner empfangen werden. Zum Teil sind sogar einige DVB-T-Sticks mit spezieller SDR-Software in der Lage, Amateurfunksendungen zu dekodieren und hörbar zu machen.
Wer auch selbst senden möchte, muss zunächst eine Prüfung bei der zuständigen Behörde seines Landes ablegen. In Deutschland ist dies die Bundesnetzagentur.
Um den Einstieg zu erleichtern, habe ich mal ein paar Links zusammengetragen, die ich für die Prüfungsvorbereitung ganz hilfreich finde:
Weitere Amateurfunk-Links gibt es auf allgemeinen Amateurfunk-Link-Seite.
Eine pauschale Antwort auf die Frage, ob man zunächst Klasse E machen und dann auf A aufstocken der direkt Klasse A im ersten Anlauf machen sollte, gibt es nicht.
Die Antwort hängt von mehreren Faktoren ab:
Wem das Lernen leicht fällt oder wer "aus der Branche kommt" weil er/sie im Bereich E-Technik arbeitet/studiert, kann sich dem Umweg über Klasse E vermutlich sparen und gleich Klasse A machen.
Wer unsicher ist, sollte dagegen zunächst Klasse E machen. An Klasse E ist nichts schlechtes und wer kein Interesse an Kurzwelle hat bzw. ohnehin keine großen Antennen aufbauen kann, kommt mit E möglicherweise ein Leben lang aus.
Die mit Klasse A möglichen höheren Leistungen werden von Einsteigern oft überbewertet. Man kann auch mit Klasse E um die Welt funken und wer in der Stadt wohnt, wird ohnehin schnell Probleme bekommen, die für erhöhte Leistung notwendigen Sicherheitsabstände einhalten und nachweisen zu können. Und wer mit mehr Leistung sendet als der Fernseher des Nachbarn direkt nebenan verträgt, wird auch wenig Freude an einer großen Endstufe haben. Letztlich ist es wie im Straßenverkehr: Ein Ferrari nützt nicht viel wenn man damit im Stau steht.
Mit Klasse E funken ist besser als gar nicht zu funken. Bevor man die Prüfung ewig vor sich herschiebt um irgendwann™ direkt Klasse A zu machen, sollte man lieber erstmal E machen und später in Ruhe und unter weniger Druck nach den ersten eigenen praktischen Funk-Erfahrungen aufstocken. Eigene praktische Erfahrung ist für das Verständnis vieler Prüfungsfragen hilfreich, denn ohne diese ist bei manchen Fragen nicht klar, wozu sie überhaupt relevant sind. Verstehen ist besser als Auswendiglernen.
Aufstocken ist durch die Gebühr für die Aufbauprüfung, die erneute Rufzeichenzuteilung und ggf. auch Anreise unterm Strich etwas teuer als direkt Klasse A anzustreben:
Klasse A kostet direkt:
110 EUR Prüfungsgebühr A
+ 70 EUR für die Rufzeichen-Zuteilung
= 180 EUR
Klasse A über den Umweg E kostet:
80 EUR Prüfungsgebühr E
+ 70 EUR für die E-Rufzeichen-Zuteilung (kann man sich auch sparen, aber wer die Prüfung bestanden hat, möchte meist auch schnell losfunken)
+ 80 EUR für Aufstockprüfung
+ 70 EUR für die A-Rufzeichen-Zuteilung
= 300 EUR.
Der "Umweg" ist also 120 EUR teurer, wobei man die Aufbauprüfung - wenn man möchte - auch erst Jahre später machen kann. Dann verteilen sich die Kosten besser.
Wer bei der A-Prüfung durchfällt, zahlt 80 EUR für eine Wiederholungsprüfung. Bei der E-Prüfung kostet das Durchfallen nur 60 EUR. Wiederholungsprüfungen sind im Gegensatz zur Aufbauprüfung nur innerhalb eines Zeitfensters möglich, danach wird wieder die volle Prüfungsgebühr fällig.
(Die Preise sind Stand Juni 2014. Die jeweils aktuellen Preise stehen in den bei der Bundesnetzagentur herunterladbaren Antragsformularen.)
Wer es riskieren und Klasse A direkt machen möchte, darf also rein rechnerisch einmal durchfallen bevor er/sie finanziell draufzahlt. Wer nicht so schlecht bei Kasse ist, dass er/sie keine andere Wahl hat, sollte die Entscheidung allerdings nicht nur vom Geld abhängig machen. Zwischen den Prüfungsterminen liegen meist mehrere Monate, selbst wenn man eine längere Anreise in Kauf nimmt und es ist mühsam, den Stoff über eine so lange Zeit im Hirn präsent zu halten.
Wer durchfällt muss zwar bestandene Prüfungsteile nicht wiederholen; wer Klasse A knapp verfehlt hat, geht aber trotzdem ohne Lizenz nach Hause und nicht etwa mit einer E-Lizenz als Trostpreis. hier gilt: Ganz oder gar nicht.
Mein Rat lautet daher im Normalfall: Zunächst Klasse E machen, dann hat man Gesetzeskunde und Betriebstechnik abgehakt und kann losfunken. Danach ist dann auch wieder Platz im Kopf um sich mit den Feinheiten der A-Technikprüfung vertraut zu machen und z.B. ein Jahr später aufzustocken.
Die Bundesnetzagentur ist für eine Behörde meist recht flexibel und kundenorientiert. Ggf. kann man sich auch erstmal fur Klasse E anmelden und später "umbuchen", wenn man sich nach genügend Online-Prüfungssimulationen sicher genug für A fühlt. Letztlich ist auch die Amateurfunkprüfung keine Zauberei, für die man jahrelang studieren müsste. Selbst viele Jugendliche und sogar einige Kinder haben die A-Prüfung bereits erfolgreich abgelegt.
Wichtig ist eine möglichst frühzeitige Anmeldung, damit die Bundesnetzagentur erfährt, dass Interesse besteht (die Prüfungen werden nach Bedarf geplant - wenn sich keiner anmeldet werden auch keine Prüfungen angesetzt). Außerdem schafft die Anmeldung etwas Druck und Motiviaton, das Lernen nicht zu lange vor sich herzuschieben.
Im Rahmen der Prüfung muss man leider auch einige Dinge auswendig lernen, über deren Sinn für den späteren praktischen Funkbetrieb man sicherlich streiten kann. Wer z.B. mangelns Antennenmöglichkeiten nicht auf Kurzwelle kommt, wird die Landeskenner sehr wahrscheinlich erstmal nicht brauchen. Dennoch sind sie Teil der Prüfung und man kommt nicht drumrum, zumindest einige zu lernen.
Tipp 1:
Konfigurierbare Vokalbeltrainer und Lernkarteien, wie das Open-Source-Programm Anki, eignen sich auch sehr gut, um sich individuelle Fragensätze mit kleinen Eselsbrücken zu den Landeskennern zusammenzustellen. Wenn man die Fragen dann immer wieder durchgeht (manche Programme gibt es sogar für's Handy!), hat man die Landeskenner nach einiger Zeit sicher drauf.
Tipp 2:
Man muss längst nicht alle Landeskenner auswendig lernen, die abgefragt werden. Bei manchen Fragen kann man die Bundesnetzagentur mit ihren eigenen Waffen schlagen: Die Fragen, die auf die Verwirrung des Lesers abzielen, tänzeln alle mehr oder weniger eng um die richtige Antwort herum. Wenn man genau hinschaut, kann man daher z.B. einige Landeskenner-Fragen beantworten, ohne überhaupt die Frage gelesen zu haben oder einen einzigen der Landeskenner zu kennen. Einfach auszählen, welche Kenner an welcher Position am häufigsten vorkommen. Klappt nicht in jedem Fall, aber in erstaunlich vielen.
Für Tipps zum Rechnen mit Dezibel-Werten siehe hier.
Mit dem mir von der Bundesnetzagentur zugeteilten Ausbildungsrufzeichen DN1LST bin ich offiziell ermächtigt, Ausbildungsfunkbetrieb durchzuführen und Interessierte an die Welt des Amateurfunks heranzuführen.
Der Ausbildungsfunkbetrieb funktioniert im Amateurfunk so ähnlich wie das Autofahren-Lernen in der Fahrschule: Mit einem Ausbildungsrufzeichen darf auch jemand, der noch über kein eigenes Rufzeichen verfügt, im Beisein und unter Aufsicht des Ausbilders am Amateurfunkfunkbetrieb teilnehmen.